Die Vintage Cruise 2017
Mit dem Roller in Dänemark, über Regen und den Getränkesegen.
Also… DAS war ein Abend, der seinesgleichen sucht! Diesmal war die Vintage Cruise – das ultimative Blechroller-Event im Norden – als Sternfahrt konzipiert, man traf sich am 21.7. 2017 ab 14:00 am Golfclub Open County (ehemals Deichgrafenhof), unserer „Favourite Location“ aus den beiden vorhergehenden Jahren.
Auf diese sagenhaft entspannte Örtlichkeit waren wir 2015 gestoßen, als ich für die Cart-Bahn in Büsum eine Absage erhalten hatte, und per Web auf die Suche nach einem unkonventionellen Platz für ca. 35 Zelte mit Vespa Parkplatz war. Golfplatz dachte ich, na mal sehen: gesagt – getan – und Bums war der Platz gebucht und die Freundschaft geschlossen. Das war unser Glück. Inzwischen bin ich bei Brian Egan (Inhaber des Golfclubs) und Gunnar dem Spielführer der „Scheff vom Ganzen“ und es gibt auch jedes Jahr ein neues Shirt mit diesem Motiv – wie auch für die Crew, die sich jedesmal schon wieder auf ein neues Motiv freuen.
Die PRE-Vintage Night
Dieses Mal hatten wir schon einen Tag früher zur PRE-VINTAGE-NIGHT in den neuen „Egan’s Pub“ eingeladen, wo sich auch fast alle Teilnehmer der Vintage Cruise einfanden. Gut 38 Leute haben die Einladung angenommen. Es ging extrem zwanglos in den Abend, denn man konnte ja ausschlafen und der Rest der Teilnehmer trudelt ja erst gegen 14:00 Uhr am Folgetag ein. Bei cooler Soul Musik mischte man sich unter das Golfer-Volk, ich klinkte mich noch mal mit einer kleinen Ansprache in ein Investoren-Treffen ein, trafen auf die letzten Hippies des Nordens, es wurde gegrillt, getanzt und gelacht, und manch einer kam erst in den frühen Morgenstunden in den Schlafsack. Und nebenher genoss man die Sonne, die Aussicht und den leisen warmen Wind, der über das Flache Land blies.
Frühstück gab es dann gegen 10:00 – wir machten eimerweise Rührei, und boten für einen kleinen Unkostenbeitrag ein leckeres Buffett an. Nun konnte man sich genüsslich der Rekonvaleszenz hingeben. Einige Scooteristen mussten noch ein bisl schrauben, so wie unser Neuzugang Charly. Der war auch nur aus reiner Glückssache rechtzeitig angekommen, da ihn Olli aus Braunschweig zufällig mit Kolbenklemmer nach dem Elbtunnel an der Leitplanke fand. Er bestellte sich einen neuen Kolben per Eilzustellung, der dann natürlich auch noch eingebaut werden musste. Aber zur Abfahrt war dann alles startklar. Bis auf die Herren mit ihren Wurfzelten, die wieder unter großem Gelächter ihr Schlafgemach nicht zusammen gelegt bekamen. Aber irgendwann (und ohne zu wissen wie genau) ging es dann doch.
Und los gehts!
Und bei 25 grad, einem lauen Lüftchen und Sonne fuhren wir dann Richtung Norden. Zunächst an der Nordsee entlang Richtung Husum, dort mussten wir dann noch auf ein paar Teilnehmer warten. Gute 50 Kilometer ging es dann die B5 entlang, bis wir links Richtung des alten Grenzüberganges Rosenkranz abbiegen. So ganz sicher waren wir anschliessend nicht, denn ab dort waren die Straßen nicht mehr wirklich ausgezeichnet und in eher „pflegebedürftigen“ Zustand. Aber – wie aus dem Nichts erschein dann tatsächlich die Grenze. Im „CALLE“ Markt wurde noch fix ein bisschen Proviant besorgt, dann ging es weiter Richtung Römö.
Sonne + Nordsee = Schnappatmung
Dänemark hat ziemlich viele eher gerade Straßen, die das Land wie einen Kuchen aufteilen. Naja – Berge, die man umfahren müsste, gibt es da ja nicht. Insofern dachten wir, na mal sehen. Aber weit gefehlt – wir kamen durch lauschige Ortschaften, fuhren an tollen Höfen und langen Waldstrecken vorbei. Ich als 1/8 Däne finde das Fahren in DK ja immer etwas mystisch, denn die Vegetation an der Küste ist wundersam bizarr. Und richtig entlohnt wurden wir kurz nach der Hjerpsted Kirche, als sich die Sicht auf eine vor Sonnenlicht gleissende Nordsee eröffnete. Schnappatmung – wie schon so oft, wenn wir an einen unerwarteten Punkt kommen – und totale Überwältigung von absolut allen. Mein Clubkollege Uli gibt mir spontan während der Fahrt eine „Ghetto-Faust“. Und dann folgte die Fahrt über den Damm nach Römö, ebenfalls ein sagenhaftes Erlebnis. Wir suchten uns den Campingplatz – Komandeurs Garden – ich buchte alle Teilnehmer ein und dann wurden fix die Zelte aufgestellt…. Bei Bier und Wurst. Und wie so oft fing es auch gleich wieder an: das „betreute Schrauben“. 3 Vespas hatten sich kleine Macken auf der Reise eingefahren und wurden von allen auf jeden Fall schon mal verbal repariert. Unter großem Gelächter, den üblichen Schmäh-Kommentaren und ab und an auch tatsächlicher Hilfe hatte man schnell die Probleme gefunden und eliminiert – jetzt konnte man sich entspannen – und das wurde auch von allen heftigst praktiziert.
Ausfahrt nach Ribe
Am nächsten Tag ging es für die meisten auf einen Corso nach RIBE, der wohl ältesten Stadt in Dänemark. Es wurden Fotos geschossen, der Hot-Dog Stand gestürmt und an allen Ecken und Enden des Ortes begegnete man Rollerfahrern. Eine sehr kuschlige Stadt mit vielen schönen Ecken. Leider musste Kollege Griese noch „kurz“ mit dem VVC-Mobil nach Kiel fahren, sich eine neue Schaltraste holen. DAS hatte der Rollerservice Stormarn-Service-Wagen leider nicht mit an Bord… Wir machten noch ein wenig die Insel unsicher, fuhren auf dem sagenhaften Sandstrand von Römö auf und ab, und auch die „kleinen“ Teilnehmer durften dann mal eine Runde drehen. Carlos und Leo knatterten langsam am Strand entlang und der ein oder andere versuchte sich im Strand-Speedway. Ich selbst durfte einmal schön den Sand knutschen. Gegen Abend stellte sich dann wieder das obligatorische „chillen & grillen“ ein und weil es ein paar kleine Regenschauer gab, befestigten wir kurzerhand die Plane des Anhängers an die Markise vom Ollis Bus und hatte so ein beachtliches Zelt mit Sitzgarnitur.
Regenpanik
Den Rest des Abends philosophierte man leicht panisch in der Gruppe, welches Körperteil nächsten morgen denn als erstes nass werden würde. Laut Wetterradar sollte es gegen 6:00 morgens ein leichter bis mittelschwerer Regen einsetzen, was aber im Laufe des Abends imm er später zu werden schien. Meteorologie ist wohl nicht jedermanns Ding. Jedenfalls schafften es allesamt vor dem Regenband die Zelte zu packen und sich – nach ausgiebigen Frühstück – auf die Roller zu schwingen. Was dann kam, nennen wir ab nun „die Regenhölle von Jütland“ (bis Flensburg und dann noch mal richtig bis 10 Minuten vor Lindaunis). Aber etwas gutes hatte die ganze Sache dann doch, es wurde zur Hardcore Testphase meiner neuen Reifen! Die K80 SR von Heidenau sind selbst bei Regen der echte Knüller. Und wer K58 fuhr, der hatte eh keine Sorgen.
Jedenfalls ging es ohne bemerkenswerten Stress bis kurz vor Flensburg, dann zur Tanke und am Hafen warteten schon ein paar Nord Holsteiner Scooteristen, die zur Schlei mitfahren wollten. Es ging auf heftigst verschlungenen Wegen an der Förde und am Schloss Glücksburg entlang. Was sehr anstrengend war, denn bei Regen und windlegten die Jungs aus FL auch ein recht hohes Tempo vor. Kurz vor Lindaunis gaben dann noch 2 Roller auf, die aber simpel wegen unter dem Wasserspiegel-Fahrens einen kurzen hatten, und beim dritten – dem „Frosch“ (wie der Fahrer einer grünen PX 80 schnell und zutreffender Weise genannt wurde) – naja – da wusste keiner so recht warum die Karre nicht lief…
…immer Sommer an der Schlei
Auf jeden Fall war die Schlei mal wieder das totale Sommerloch unserer Rundreise – an der letzten Kreuzung kam auf Schlag die Sonne herfür, und verdampfte am anschließenden Kaffeekränzchen am „Landarzthof“ die Nässe aus mancher Klamotte. Nach so einer Regenhölle war der Kaffee und Kuchen bei Sonja die reinste Erfüllung. Aber der Tag hielt noch weitere Überraschungen für uns bereit… für mich steht fest, das an der Schlei im Shirt auf der Vespa, Halbgas im 4. Gang, leichter Rückenwind, mit den Kumpels im Rücken – da ist man wirklich lebendig und absolut zufrieden.
Keine Lösung für geschundene Kehlen in Sicht…
Ich sprach ja vorhin von weiteren Überraschungen – die nächste folgte auf dem Trittbrett (Fuße): Es deutete sich zunächst ein großes Unglück an, denn es war Sonntag. Wir waren zwar in einer touristischen Region, wo man sonntags geöffnet hatte aber alle Geschäfte schlossen um 16:00 Uhr. Und dummerweise war alles an Getränken verarbeitet und die einzige Möglichkeit schien die teure Alternative des Erwerbs von Getränken an der Tankstelle. Nachdem ich aus reiner Not (Durst) mit unserem letzten Platz zum Übernachten gesprochen hatte, sagte Thor – ein maximal 1,55 m großer älterer blonder Wuschelkopf unbekannten Dialekts – wir sollen doch erstmal kommen, er hätte da eine Idee. Na – was das wohl wird dachte ich. So fuhren wir also an der Schlei entlang und setzten in Arnis mit der Fähre über. Der Fährmann mit seinem etwas trotteligen Kumpel mit der abgebrochenen Zigarre sind auch immer eine ulkige Kombination – der eine Schimpft permanent unverständliches Zeug, der andere schweigt beharrlich und korrigiert nur im äussersten Notfall. Alle Roller passten drauf und so knatterte die Meute auf der anderen Seite vom Boot und auf den Parkplatz von Event Nature.
Bierüberraschung
Nach 2 Tagen im Zelt waren die Hütten mit „festen Betten“ eine Wohltat. Nun fehlte nur noch die Lösung zu unserem Getränkeprobelm. Ich ließ alle versammeln und wir gingen uns die Location für den Abend ansehen, die Bootshalle. Thor ging voraus und irgendwie hatte ich es versäumt der Rollerbande von der Tatsache zu erzählen, dass Abends bei einer Festivität „ein paar“ Getränke übrig geblieben waren. Aber was dann kam, das überraschte selbst mich. Thor ging vor versammelter Mannschaft an ein mit Plane abgedecktes Objekt und wir zogen die Abdeckung zur Seite. Es erschienen wohl 40 Kisten Flensburger Pils, Radler, Cola, Wasser, Saft und Sekt. Die Gesichter der Leute erhellten sich schlagartig! Es brachein unbändiger Jubel los, die Meute schrie und klatschte Beifall. „Das hattest Du geplant…!“, nein, sagte ich – das war leider Zufall. Mit fremden Federn schmücken, das wollte ich dann doch nicht. Es war wie im Film, wo alles gleichzeitig passiert: augenblicklich war die Laune besser, irgendwer machte seine Bluetooth Box mit Northern Soul an, vom Stand weg tanzten einige und es machte sich ein ploppen und schlürfen breit – der Abend war gerettet. Wir durften den Grill und die Bar nutzen, die unsere Vorgänger haben freundlicher Weise stehen lassen, alle wurden satt und absolut alle erfreuten sind dem kühlen Blonden, was die Kehlen schmierte beim vielen Gelächter und Erzählen. Der Knüller des Abends war noch ein „angeschissener“ Uli, einige Freunde erlitten daraufhin fast einen Herzstillstand vor Lachen und die langsam romantisch rötliche Dämmerung, die das Mystische Szenario an der Schlei (jaja, da ist es auch, aber anders) noch unterstrichen hat tat ihr Übriges. Irgendwann – ohne signifikantes Zeitgefühl – ging es ins Bett.
Tagelanges Brummen im Hintern
Der nächste morgen hielt wieder ein paar Stunden Regen bereit, aber zum Abschluss nach Kiel und der Levensauer Hochbrücke stellte sich wieder die Sonne ein. Und wenn die schien – dann war es echt warm! Für einige ging es Richtung Lübeck, Hamburg, Braunschweig oder eben nach Bargteheide. Wenn wir wegen jemanden einen Umweg fahren müssen, so tun wir das. So bekamen wir auch den letzten Kolbenklemmer von Michi 3 mit, und gaben ihm noch moralischen Beistand. Der ADAC musste einspringen… man wünschte sich alles gute, und dann ging es auch für uns gen Heimat… voller toller Eindrücke, beseelt von Wind, Wetter und sogar dem Regen …und ach ja – der Sonne. Und selbstverständlich dem Geknatter und der Vibration der alten Kisten, dem Duft von 2-Takt Gemisch und dem seltsamen Geruch von Helm und Windstopper nach 4 Tagen… ach – herrlich. Und jeder, die diesmal mit war, freut sich schon aufs nächste Jahr… wir sehen uns bei der Vintage Cruise 2018, dem wohl coolsten Roller-Event im Norden.
Abschließend danke ich allen die geholfen haben, Motze, Claudia und all den anderen – auch kleine Hilfen machen die Sache rund… fast scheinen wir so langsam zu einer Cruise-Familie zusammen zu wachsen. Und irgendwie schaffen wir es immer wieder die Leute durch eindrucksvolle Erlebnisse zum Staunen zu bringen. Das freut uns sehr, muss man mal an dieser Stelle sagen. Gut so. Ich fühle mich Sau wohl.
Sören Clausen, 2018
Die Route der Vintage Cruise 2017
Die verschiedenen Routen – wie schon erwähnt – sind nur Vorschlage, die jeder interpretieren kann, wie er mag. Der Treffpunkt am 21.7. ist das neue Clubhaus am Golfclub Open County – Martendorf 23, 25881 Tating. Von Dort aus starten wir gegen 15:00 Richtung Dänemark. Nachfolgend findet Ihr Routen und Treffpunkte für die Anfahrt. Etwas weiter schlagen wir euch die Routen für die folgenden Tage vor. Es wird aber immer jemand vorweg fahren, so dass ein Verfahrer ausgeschlossen ist. Mit einem Klick könnt ihr euch die Routen in Google Maps aufm Handy anzeigen lassen.
Treffpunkte sind in Bargteheide, Bad Bramstedt, in Heide, in Hamburg am Gänsemarkt, in Lüneburg und in Wischafen am Anleger. Von Dort aus schlagen wir euch Fahrtrouten zu den weiteren Treffpunkten vor.
Anreise zum Golfplatz
Route Bargteheide – Bad Bramstedt (53 Min., 46,4 km)
Treffpunkt Bargteheide, Hamburger Straße 32
Route HH Schnelsen – Bad Bramstedt (38 Min., 32,6 km)
Treffpunkt Hamburg Schnelsen, Holsteiner Chaussee Höhe Nr. 270
Route Lübeck Stockelsdorf, Famila – Bad Bramstedt (55 Min., 52,9 km)
Treffpunkt Stockelsdorf, Famila Parkplatz
Route Bad Bramstedt – Heide (Marktplatz) (1 Std. 14 Min., 70,9 km)
Treffpunkt Bad Bramstedt, Höhe Maienbeck 3
Route Heide Marktplatz – Golfclub OPEN COUNTY (35 Min., 39,2 km)
Treffpunkt Heider Marktfrieden, Höhe Markt 60
Route Schleswig – Golfclub OPEN COUNTY (1 Std. 12 min., 78 km)
Treffpunkt: Schloss Gottorf, Schloßallee
Route Kiel – Golfclub OPEN COUNTY (2 Std. 8 Min., 123 km)
Treffpunkt am Rathausplatz, Rathausstraße
Route Bremen – Wischafen (Fähranleger) (1 Std. 44Min., 111 km)
Treffpunkt, Bremen, Höhe Breitenweg 3
Route Glückstadt – Brunsbüttel, Fähranleger (29 Min., 25 km)
Treffpunkt am Fähranleger, Elbe Nordufer, Glückstadt
Route Brunsbüttel, Fähranleger – Golfplatz Open County (1 Std. 4 Min., 67,0 km)
Route Braunschweig – Lüneburg (1 Std. 41 Min., 115 km)
Treffpunkt XXXL Möbel Lutz, Ecke Wendenbrück, Am Beberach
Route Lüneburg – Bargteheide (1 Std. 22 Min., 73,2 km)
Treffpunkt Auf der Hude 70, Höhe Parkplatz Beckmann-Lindemann GmbH